Beat Abegglen
Berufsfischer
Die Kinder- und Jugendjahre verbrachte ich In Iseltwald.
Das Fischerdorf an den südlichen Gestaden des Brienzersees prägte mich seit frühester Kindheit. Die Nähe zum Wasser und der Brienzersee zogen mich immer mehr in ihren Bann.
Bald war ich, wann immer möglich, mit einer Angelrute am Wasser. Als ich dann mit 10 Jahren das Patent lösen durfte, eröffneten sich mir neue Möglichkeiten. Mit dem Boot konnte ich nun in den Frühlingsmonaten beim «Albocknen» den Felchen nachstellen.
So kam es schon vor, dass ich frühmorgens noch eine Stunde auf dem See war und es dann oft kaum noch reichte die gefangenen Felchen zu verarbeiten ehe ich zur Schule musste.
Das Schlüsselerlebnis ereignete sich dann in meinem elften Lebensjahr während der Sommerferien. Ich war auf dem Weg zum See, als mir «Lauberlihänsel» (unser Nachbar) von seiner Terrasse aus zurief: Eigentlich könnte ich auch ihm in der Fischerei helfen.
Vom nächsten Tag an war ich während der Ferien und meiner Freizeit in seinem Betrieb anzutreffen. Ich durfte von ihm sehr viel über das Handwerk des Berufsfischers und die Zeichen der Natur auf dem See lernen.
Ich verdiente mein erstes Sackgeld und hatte so die Möglichkeit mir zwischendurch etwas zu kaufen.
Gegen Ende meiner Sekundarschulzeit wurde natürlich die Berufswahl das dominierende Thema. Mein Wunsch Berufsfischer zu werden war in den vergangenen Jahren immer konkreter geworden. Zum Schluss setzte sich mein Vater aber durch. Ich müsse zuerst etwas «Rechtes lernen». Koch wäre damals für mich auch eine Option gewesen. Diese Idee fand wegen der unregelmässigen Arbeitszeiten, auch nicht das nötige Gehör.
So erlernte ich den Beruf des Elektronikmechnikers. Dieses solide Grundwissen in Mechanik und Elektronik hat mir in meinem Leben vieles erleichtert. Das Leben hat mir gezeigt, dass mein Vater damals schon recht hatte mit etwas «Rechtes zu lernen».
Nach Abschluss der Lehre und dem Absolvieren der Rekrutenschule war es dann endlich soweit. Ich begann meine Zweitausbildung bei der Familie Martin in Ligerz.
Ich wurde schnell ein Teil der Familie und durfte schöne und lehrreiche Jahre am Bielersee verbringen. Nebst meiner Arbeit in der Fischerei war ich in den Wintermonaten mit Noldi Martin auch in den Reben oberhalb von Ligerz anzutreffen. Diese Tätigkeit erlaubte es mir einen Einblick in den Weinbau zu erhalten.
Nach meiner abschliessenden Ausbildung in Starnberg zum Fischwirt konnte ich mein Ziel, auf dem Brienzersee die Netze auszulegen, im Jahr 1988 verwirklichen. Ich durfte das Patent von Hans Brunner übernehmen. Ihm und seiner Frau Margrit verdanke ich sehr viel.
Anfang des Jahres 1989 konnte ich das Bootshaus realisieren. Im Jahre 1992 erfolgte dann der Neubau der Fischerei. Der Umzug vom Provisorium (alt Wohnwagen) in den neuen Betrieb war ein Meilenstein.
Leider brach bereits während der Bauzeit der Fischerei der Fischfang am Brienzersee ein.
Ich sah mich gezwungen eine Arbeit zu suchen um die Familie zu ernähren.
Die Fischerei wurde zum Nebenerwerb und war über fast 20 Jahre kaum mehr rentabel.
Wir konnten über viele Jahre nur mit dem Handel von Fischen und deren Veredelung etwas verdienen.
Der Gedanke aufzuhören war immer wieder präsent. In meinem Herzen konnte und wollte ich das nicht. Die Fischerei ist für mich weit mehr als nur Arbeit und Geld verdienen. Bei der Ausübung dieser Tätigkeit kann ich mich vom Alltag erholen und bin den Elementen und Gott sehr nahe.
Seit 2 Jahren scheint sich der Brienzersee wieder etwas erholt zu haben. Die Daphnien (Hauptnahrung der Felchen) sind zurück. Die Felchen wachsen erfreulich und haben mittlerweile eine Grösse, bei welcher es sich in den Sommermonaten wieder lohnt zum Fischfang auszufahren.
Hoffen wir, dass dies so bleibt und ich den Liebhabern von frischen Fischen aus dem Brienzersee noch einige Jahre eine Freude machen kann.
Iseltwald, im März 2021 Beat Abegglen